Heutzutage ist E-Mail für viele Leute ein sehr wichtiger Teil des Lebens. Da es viele Optionen bei der Einrichtung gibt und es für viele Debian-Werkzeuge wichtig ist, dass das E-Mail-System korrekt konfiguriert ist, werden wir versuchen, in diesem Kapitel die Grundlagen zu behandeln.
Das E-Mail-System besteht aus drei Hauptfunktionen. Als erstes gibt es den Mail User Agent (MUA), das Programm, das man als Benutzer verwendet, um Mails zu verfassen und zu lesen. Dann gibt es den Mail Transfer Agent (MTA), der sich um den Versand der Nachrichten von einem Rechner auf einen anderen kümmert. Und zu guter Letzt gibt es den Mail Delivery Agent (MDA), der ankommende Mails in die Postfächer der Benutzer einsortiert.
Diese drei Funktionen können von separaten Programmen erledigt werden, aber sie können auch in ein oder zwei Programmen kombiniert sein. Es ist ebenfalls möglich, dass diese Funktionen bei verschiedenen Mail-Typen von unterschiedlichen Programmen ausgeführt werden.
Auf Linux- und Unix-Systemen war mutt immer ein sehr populärer MUA. Wie die meisten traditionellen Linux-Programme ist er textbasiert. Er wird oft in Kombination mit den MTAs exim oder sendmail und mit procmail als MDA verwendet.
Mit zunehmender Popularität der grafischen Benutzeroberflächen werden auch die grafischen E-Mail-Programme wie GNOMEs evolution, KDEs kmail oder Mozillas thunderbird (in Debian als icedove[23] verfügbar) immer beliebter. Diese Programme kombinieren alle Funktionen von MUA, MTA und MDA, können aber auch in Kombination mit den traditionellen Linux-Werkzeugen verwendet werden – und dies wird auch oft gemacht.
Auch wenn Sie vorhaben, ein grafisches Mail-Programm zu verwenden, ist es wichtig, dass auch ein traditioneller MTA/MDA installiert und korrekt auf Ihrem System eingerichtet ist. Der Grund hierfür ist, dass verschiedene Systemwerkzeuge[24], die auf dem System laufen, Ihnen wichtige Informationen per E-Mail schicken könnten, um Ihnen von (potentiellen) Problemen oder Veränderungen zu berichten.
Aus diesem Grund werden die Pakete exim4
and
mutt
standardmäßig installiert (es sei denn, dass
Sie die Programmgruppe „Standard“ während der Installation
abwählen/deaktivieren). exim4
ist eine Kombination
aus MTA und MDA und ist relativ klein, aber flexibel. Standardmäßig wird
es so konfiguriert, dass nur E-Mails lokal auf dem System selbst verarbeitet
werden und Mails an den Systemadministrator (root) werden an den
regulären Benutzer weitergeleitet, der während der Installation erstellt
wurde[25].
Wenn System-Mails in das Postfach eingeliefert werden, werden Sie zu einer Datei
in /var/mail/
hinzugefügt. Sie können Sie mit mutt lesen.
Name
Wie vorher erwähnt, ist das Debian-System so konfiguriert, dass E-Mails nur lokal auf dem System verarbeitet werden, nicht zum Verschicken an andere oder zum Empfangen von anderen.
Falls Sie möchten, dass exim4
externe E-Mails
verarbeitet, finden Sie im nächsten Abschnitt Infos über die grundsätzlichen
verfügbaren Optionen. Testen Sie, ob Mails korrekt versendet oder empfangen
werden können.
Wenn Sie vorhaben, ein grafisches Mail-Programm zu benutzen und einen
Mailserver Ihres Internet-Providers (ISP) oder Ihrer Firma verwenden, ist es
nicht unbedingt nötig, exim4
für die Handhabung von
externen E-Mails zu konfigurieren. Sie müssen dann lediglich das grafische
Mail-Programm Ihrer Wahl so einrichten, dass die richtigen Server für das
Senden und Empfangen von Mails genutzt werden (wie das geht, ist nicht
Thema dieses Handbuchs).
Allerdings müssen Sie dann unter Umständen viele verschiedene Programme passend
konfigurieren. Eines dieser Programme ist reportbug, ein
Werkzeug, dass Ihnen hilft, Fehlerberichte gegen Debian-Pakete einzureichen.
Standardmäßig erwartet reportbug, dass es
exim4
zum Verschicken von Fehlerberichten verwenden
kann.
Um reportbug für die Verwendung mit einem externen Mail-Server einzurichten, führen Sie bitte reportbug --configure aus und antworten Sie mit „No“ auf die Frage, ob ein MTA verfügbar ist. Sie werden dann nach dem zu verwendenden SMTP-Server gefragt.
Wenn Sie möchten, dass Ihr System auch externe E-Mails verarbeitet, müssen
Sie das Paket exim4
neu konfigurieren[26]:
# dpkg-reconfigure exim4-config
Nach der Eingabe des Kommandos (als root) werden Sie gefragt, ob Sie die Konfiguration in mehrere kleine Dateien aufsplitten möchten. Wenn Sie nicht sicher sind, wählen Sie die Standardeinstellung.
Als nächstes werden mehrere allgemeine Mail-Szenarien angezeigt. Wählen Sie eines, das Ihren Bedürfnissen am ehesten entspricht.
Ihr System ist mit einem Netzwerk verbunden und Ihre Mails werden direkt per SMTP verschickt und empfangen. Auf den folgenden Seiten werden Sie nach ein paar Basisinformationen gefragt, wie dem Mail-Namen Ihres Rechners oder einer Liste von Domains, für die Sie Mails akzeptieren oder weiterleiten möchten.
In diesem Szenario wird Ihre ausgehende Mail an einen anderen Rechner, „Smarthost“ genannt, weitergeleitet, der sich darum kümmert, die Mails an ihr Ziel zu versenden. Der Smarthost speichert für gewöhnlich auch ankommende Mails, die für Ihren Rechner bestimmt sind, so dass Sie nicht ständig online sein müssen. Das bedeutet auch, dass Sie Ihre Mails mit Programmen wie fetchmail vom Smarthost abholen müssen.
In vielen Fällen wird der Smarthost der Mail-Server Ihres Internet-Providers (ISP) sein. Deswegen ist diese Option genau passend für Einwahl-Nutzer (die sich per Modem-Wählverbindung o.ä. ins Internet einwählen). Der Smarthost kann auch der Mail-Server Ihrer Firma sein oder ein anderer Rechner in Ihrem eigenen Netzwerk.
Diese Option ist grundsätzlich identisch mit der vorherigen mit der Ausnahme, dass hier das System nicht eingerichtet wird, Mails für eine lokale E-Mail-Domain zu verarbeiten. Mails innerhalb des lokalen Systems selbst (z.B. für den Systemadministrator) werden trotzdem verarbeitet.
Dies ist die Standard-Mail-Konfiguration für Ihr System.
Wählen Sie dies nur, wenn Sie sich absolut sicher sind, was Sie tun. Sie haben anschließend ein unkonfiguriertes Mail-System – bis Sie es konfigurieren, sind Sie nicht in der Lage, Mails zu senden oder zu empfangen und könnten so wichtige Meldungen von den Systemprogrammen Ihres Rechners verpassen.
Wenn keines dieser Szenarien für Sie passend ist oder wenn Sie eine
feinere Einstellung benötigen, müssen Sie die Konfigurationsdateien
im Verzeichnis /etc/exim4
manuell anpassen, nachdem
die Installation beendet ist. Mehr Informationen über
exim4 finden Sie unter
/usr/share/doc/exim4
; die Datei
README.Debian.gz
enthält zusätzliche Details über
die Konfiguration von exim4
und beschreibt, wo Sie
weitere Dokumentation finden.
Bedenken Sie, dass Ihre Mails aufgrund von Anti-Spam-Maßnahmen auf
empfangenden Servern verworfen (gelöscht) werden könnten, wenn Sie sie direkt
über das Internet versenden und keinen offiziellen Domain-Namen haben. In
diesem Fall wird empfohlen, den Mail-Server Ihres Internet-Providers (ISP) zu
benutzen. Möchten Sie trotzdem Mails direkt versenden, sollten Sie
vielleicht eine andere E-Mail-Adresse verwenden als die, die als Standard
generiert wird. Für exim4
als MTA ist dies möglich,
indem Sie einen Eintrag in /etc/email-addresses
hinzufügen.
[23] Der Grund, aus dem thunderbird innerhalb von Debian in icedove unbenannt wurde, hat mit Lizenzproblemen zu tun. Die nähere Erläuterung der Details ist nicht Thema dieses Handbuchs.
[24] Beispiele sind cron, quota, logcheck, aide, …
[25]
Die Weiterleitung der Mails für root an den regulären Benutzer wird in
/etc/aliases
konfiguriert. Falls kein regulärer
Benutzerzugang erstellt wurde, werden die Mails natürlich direkt an root
geschickt.
[26]
Sie können natürlich exim4
auch löschen und durch
einen anderen MTA/MDA ersetzen.