Linux-Magazin-Logo Die Zeitschrift für Linux-Professionals

Zahlen & Trends

Open XChange unter GPL

Open XChange, die Groupware der Firma Netline, wird GPL. Parallel gibt es eine kommerzielle Version, die proprietäre Outlook-Konnektoren enthält. Das in Java implementierte Programm ist Bestandteil von SLOX (Suse Linux Openexchange Server). Die Groupware eignet sich für kleine und mittlere Unternehmen mit bis zu 2500 Mitarbeitern. Sie enthält alle üblichen Funktionen wie Kalender, Kontakte, Aufgaben, Projekte, Foren. Auch ein Ansatz für Dokumentenmanagement ist integriert. Open XChange lässt sich außerdem durch eine WebDAV/XML-Schnittstelle erweitern.

Voraussetzungen für die Installation sind Apache, Java ab 1.2 und ein Servlet-Container, etwa Tomcat. Eine weitere zwingende Voraussetzung ist ein IMAP-fähiger Mailserver wie etwa Cyrus.

Der Teamkalender in Open XChange, eine Grundfunktion jeder Groupware-Lösung.

Stadt Wien beginnt Linux-Umstellung

7500 Mitarbeiter der Stadt Wien sollen ab nächstem Jahr die Möglichkeit haben, sich freiwillig für einen Linux-Desktop zu entscheiden. Die Erfahrungen damit will die Stadt dann auswerten und ab 2006 ein Migrationsprojekt starten. Die geplanten Gesamtkosten betragen mit 1,1 Millionen Euro nur einen Bruchteil der in München veranschlagten Summe von 30 Millionen. Allerdings will die Stadt Wien auch keine neue Hardware kaufen. Insgesamt verfügt die Stadt über 16000 PC-Arbeitsplätze, die potenziell umgerüstet werden könnten.

Risiken von Softwarepatenten

In einem Positionspapier versucht die Firma Open Source Risk Management (OSRM), Risiken zu quantifizieren, die Linux durch Softwarepatente drohen. Die Autoren stellen fest, dass der Linux-Kernel bisher kein einziges durch ein Gericht bestätigtes Patent verletzt. Allerdings gebe es 283 potenziell gefährliche Patente, die aber noch nie einer gerichtlichen Prüfung standhalten mussten.

Dieser Gefährdungsgrad sei bei vergleichbarer proprietäre Software ebenfalls üblich. OSRM erwartet nicht, dass durch Patentprobleme ein kompletter Stopp der Entwicklung oder Auslieferung von Linux droht. Die meisten Konflikte könnten - wie auch bisher - in aller Stille gelöst werden.

Als Mittel gegen Patentansprüche empfiehlt die Studie den Aufbau und die Pflege einer umfassenden Prior-Art-Datenbank, die dokumentiert, auf welche Konzepte keine Patentansprüche mehr möglich sind, da sie schon vorher bekannt waren.

Pamela Jones, Gründerin der Website Groklaw und jetzt bei OSRM beschäftigt, kündigte an, mit Grokline ein entsprechendes Portal zu schaffen und Know-how aufzubauen, wie man Prior Art sucht, erkennt und die Informationen so aufbereitet, dass ein Gericht sie anerkennen kann. In einigen Fällen werde es aber nötig sein, so die Studie, "um Patente herum zu entwickeln".

Um sich gegen die Risiken abzusichern, empfehlen die Autoren Versicherungen abzuschließen, die OSRM künftig anbieten will. Das Positionspapier ist somit vorsichtshalber als nicht ganz uneigennützig anzusehen.

Allianz für mehr Linux in China

Einige chinesische Softwarehersteller, unter anderem Red Flag Linux, haben sich mit internationalen Konzernen wie IBM, HP, Intel und Novell zur "China Open Source Promotion Alliance" zusammengeschlossen, der ersten chinesischen Open-Source-Organisation. Ziel ist die gemeinsame Entwicklung und Förderung von Open Source in China. Auch das Open Source Development Lab (OSDL) eröffnete eine Außenstelle in Peking.

Java-Datenbank von IBM wird Open Source

Die relationale, in Java geschriebene Datenbank Cloudspace wird unter dem Codenamen Derby in das Apache-Projekt einfließen. Cloudspace ist ein schlankes System, das nur 2 MByte Speicher belegt, und eignet sich daher für Embedded Systems oder kleinere Websites, die kein aufwändig zu administrierendes Datenbanksystem brauchen.

Derby kommt zunächst zum Incubator-Projekt von Apache, das die Aufgabe hat, neu gespendeten Code zu evaluieren und aufzubereiten. Später soll es Bestandteil des Apache-DB-Projekts werden, das derzeit zwar bereits einige Tools und Datenbank-Abstraktionsschichten enthält, aber noch kein eigentliches Managementsystem. IBM will parallel dazu an der Weiterentwicklung von Cloudspace festhalten und weiter kommerzielle Versionen davon herausbringen.

Userlinux im Betatest

Mit seinem Projekt Userlinux will Bruce Perens eine Alternative zu den kommerziellen Enterprise-Distributionen von Suse oder Red Hat bieten. Ab September geht die erste Version in die öffentliche Beta-Phase. Userlinux basiert auf Debian Sarge, ist aber von den oft unberechenbaren Versionszyklen bei Debian abgekoppelt und setzt auf langfristige Stabilität.

Lizenz- oder Subskriptionskosten soll es nicht verursachen: Kosten für Support sollen dem Anwender nur entstehen, wenn er diesen tatsächlich benötigt. Um die Distribution herum plant Perens ein Ökosystem von Dienstleistern für Support und Training, die von der Userlinux-Organisation entsprechende Zertifikate erhalten. Perens will Softwarehersteller wie Oracle oder IBM dazu zu bringen, ihre Produkte künftig auch für Userlinux zu zertifizieren, Medienberichten zufolge jedoch bisher mit wenig Erfolg.

Userlinux ist LSB-konform, als Benutzeroberfläche dient Gnome. Bisher gibt es nur Pakete zum Update von Sarge, künftig sollen auch ISO-Images zum Download zur Verfügung stehen.

Userlinux ist nicht ausschließlich Server-orientiert, sondern eignet sich auch für den Corporate Desktop und als Server und Desktop in kleinen Unternehmen. Deshalb soll es vier verschiedene Versionen geben, die diese Einsatzzwecke abdecken.

Bruce Perens entwickelt Userlinux als freie Konkurrenz zu den Enterprise-Distributionen von Red Hat und Suse.

Unisys-Server mit Suse und Red Hat

Nachdem der Rechenzentren-Ausrüster Unisys seine Multiprozessor-Server lange Zeit ausschließlich mit Microsoft-Windows-Systemen auslieferte, deutet sich jetzt ein Kurswechsel an. Ab August unterstützt Unisys auch Red Hat und Suse auf seinem 32-CPU-System ES7000. Darin eingeschlossen sind auch die 64-Bit-Varianten mit Intels Itanium-Prozessor.

Bereits im Vorjahr hatte der Hersteller damit begonnen, die ES7000 auf Kundenwunsch auch mit Linux auszuliefern. Er entschied sich damals aber für SCO als Partner, etwa zur selben Zeit, als SCO seine Anti-Linux-Prozesse in Gang brachte.

Unysis war einer der wichtigsten Partner von Microsoft bei dem Versuch, Windows 2000 und seine Nachfolger großflächig in Rechenzentren zu etablieren. Gemeinsam machten die Unternehmen beispielsweise noch 2002 in einer Anzeigenkampagne gegen Unix Front.

Die ES7000 mit 32 CPUs sollte Windows in die Rechenzentren bringen. Jetzt bietet Unisys die Hardware auch mit Linux an.

München-Projekt auf der Systems

Linux und Open Source für den Mittelstand und für Behörden - das gehört zu den Schwerpunkten der diesjährigen IT-Messe Systems in München. Das Linux-Magazin organisiert als Partner der Messegesellschaft Vorträge, Präsentationen und spannende Podiumsdiskussionen zu diesen Themen, und zwar im Rahmen des Mittelstandsforums und des E-Government-Forums. Auf dem ist jeweils eine Stunde pro Tag dem Thema Linux und Open Source gewidmet.

Bei den Verwaltungsexperten steht dabei der Umstieg der Münchner Stadtverwaltung auf Linux im Vordergrund. Deren Mitarbeiter werden darüber täglich berichten. Im Mittelstandsforum wird es um die Migrationsstrategien, ERP-Systeme und branchenspezifische Besonderheiten gehen. Dort sind am Dienstag, Donnerstag und Freitag jeweils eineinhalb Stunden für Open Source reserviert. Über das genaue Programm informiert das Linux-Magazin in der nächsten Ausgabe, die Anfang Oktober erscheint.

Das Heft wird eine freie Eintrittskarte für die Systems enthalten. Die Leser können sich dann selbst davon überzeugen, dass sich das Thema Linux quer durch alle Messeschwerpunkte zieht und längst bei der Mehrzahl der Aussteller angekommen ist.

Australien muss US-Softwarepatente anerkennen

Im Rahmen eines Freihandelsabkommens mit den USA will sich Australien dazu bereit erklären, die weitreichenden US-Standards für "geistiges Eigentum" anzuerkennen. Australien übernimmt damit de facto die umstrittenen Copyright-Bestimmungen des amerikanischen DMCA (Digitgal Millennium Copyright Act) und erkennt auch sämtliche US-Softwarepatente an.

Die Bestimmungen bedürfen zwar noch der Ratifizierung durch das australische Parlament, aber da die wichtigste Oppositionspartei ihre Zustimmung signalisiert hat, dürfte das nur eine Formalität sein. Bereits vor einigen Monaten hatten Linux Australia und andere Gruppen vor den Folgen der Freihandelsverträge gewarnt, aber - wie sie selbst eingestehen - zu spät und nicht vernehmlich genug. Inzwischen mehren sich aber Warnungen, dass Softwarepatente eine Gefahr für die australische Volkswirtschaft darstellen.

Darüber hinaus schlägt sich Linux Australia noch mit einer Anmeldung dieser Marke durch eine kommerzielle Firma herum, der die meisten Beobachter aber wenig Chancen einräumen.

Red Hat Application Server

Mit einem auf dem Open-Source-Projekt Jonas beruhenden Produkt steigt Red Hat in den Markt der Java-Applikationsserver ein. Außer Jonas enthält der Red Hat Application Server den Servlet-Container Tomcat und das Framework Struts für den Bau von Webanwendungen. Unterstützt werden alle drei kommerziellen Virtual Machines von Sun, IBM und BEA. Für Entwickler ist noch eine erweiterte Version von Eclipse dabei, die Red Hat Developer Suite, mit den entsprechenden Plugins.

Der Applikationsserver setzt eine installierte Version von Red Hat Enterprise Linux voraus und kostet pro Jahr 1000 US-Dollar. Kostenlose Versionen - ohne Support - sind per Download erhältlich.

Während zurzeit JBoss für viele Unternehmen zum Open-Source-Applikationsser-ver der Wahl wird, geht Red Hat eigene Wege. Jonas ist das wichtigste Projekt des Objectweb-Konsortiums, das französisch dominiert ist. Gründungsmitglieder sind die France Telecom, die staatliche Forschungsgesellschaft INRIA und der Computerhersteller Bull.

Red Hat hat sich für Jonas und gegen JBoss entschieden, weil bei Letzterem der Entwicklungsweg ausschließlich von den Interessen der kommerziellen JBoss-Group dominiert sei und es zu wenig Möglichkeiten der Einflussnahme gebe. Beim Objectweb ist Red Hats Vizepräsident Paul Cormier Mitglied des Verwaltungsrats.

Suse Linux Enterprise Server 9.0 vorgestellt

Auf der Linux World Expo in San Francisco präsentierte Novell den Suse Linux Enterprise Server (SLES) in Version 9.0. Die Auslieferung war mehrfach verschoben worden, laut Suses Entwicklungschef Chris Schlaeger hauptsächlich aus Marketinggründen. Die Vorgängerversion war seit November 2002 auf den Markt.

Mit SLES 9 ist Suse jetzt auch im Enterprise-Sektor bei Kernel 2.6 angekommen. Vor allem aus der Zusammenarbeit mit IBM und der zunehmenden Integration in Novell kommen einige bemerkenswerte Features des neuen Suse-Flaggschiffs. So ist das Enterprise Volume Management System (EVMS) integriert, das IBM unter die GPL gestellt hat. Es vereint alle Funktionen zum Partitionieren von Festplatten, zum Logical Volume Management und verwandten Gebieten. Eine Neuerung ist die Integration des Service Location Protocol (SLP), mit dem Server automatisch ihre Dienste bekannt machen. Bei VPNs bleibt Suse Freeswan treu, Standard-Mailserver ist - wenig überraschend - Postfix, Sendmail ist aus Kompatibilitätsgründen auch dabei. Als Java-Applikationsserver ist JBoss enthalten.

Auch auf Kernel-Level hat Suse zahlreiche Patches eingebaut, die der Performance und Sicherheit zugute kommen sollen, so etwa das CFQ-Patch und andere Möglichkeiten zum I/O-Scheduling oder das Class Based Kernel Resource Management (CKRM) für die Zuweisung von Ressourcen auf einzelne Jobs. Den GCC hat Suse um Optimierungen für AMDs Opteron und die Power-Architektur von IBM erweitert. Das integrierte User Mode Linux (UML) erlaubt Virtualisierung durch das Starten von Linux-Instanzen als normale User-Prozesse.

Vor allem beim System- und Softwaremanagement sowie den Entwicklungstools zeigt sich der Einfluss von Novell: Update-Services mittels Ximian Red Carpet sind in Yast integriert, eine Schnittstelle für das Systemmanagement mit Novell Zenworks ist ebenfalls vorhanden. Neue Yast-Module erlauben die Administration von Samba-3.0-Servern, die Konfiguration von VPNs und Mailservern. Die Preise für SLES 9 beginnen bei 350 Euro für ein System mit maximal zwei CPUs, eingeschlossen ist ein Jahr Maintenance.

Weniger schick als der Vorgänger: Die Verpackung des neuen Suse Linux Enterprise Server.

Unternehmenssoftware Lx-Office

Speziell auf die Bedürfnisse kleinerer Unternehmen zugeschnitten ist die Buchhaltungs- und Warenwirtschaftssoftware Lx-Office, die in Version 2.0 erschien. Sie setzt auf dem Open-Source-Projekt SQL Ledger auf und ist an deutsche Gegebenheiten angepasst. Das ERP-Modul enthält eine Finanzbuchhaltung und eine Warenwirtschaft, zusätzlich gibt es ein CRM-Modul, das zum Redaktionsschluss aber noch in der Entwicklung war.

Lx-Systems vertreibt eine DVD mit einer vollständigen, auf Fedora Core 2.0 basierenden Linux-Distribution, die auf einem System sowohl den Server als auch die Workstation installiert. Auch Open Office, das Groupware-System, die Groupware Kontact und weitere Bürosoftware wird dabei installiert. Lx-Office selbst ist Client-seitig Browser-basiert, der Server speichert die Daten in einer PostgreSQL-Datenbank, die Software ist in Perl geschrieben. Wer schon einen Linux-Server betreibt, kann Lx-Office aber auch als einzelnes Tgz-Paket von [http://www.lx-office.org] laden. Das ist auch zu empfehlen, da im August fast im Wochenrhythmus Bugfix-Releases erschienen.

Interessant ist das Finanzierungsmodell des Projekts. Wer ein bestimmtes Feature wünscht, teilt dem Projektteam mit, wie viel Geld er dafür zu zahlen bereit ist. Die Projektmitarbeiter schätzen den Aufwand für die Programmierung und gehen erst dann an die Arbeit, wenn die Finanzierung zum größten Teil gesichert ist. Erst dann wird die Zahlung fällig.

Ganz oben auf der Wunschliste steht eine Datev-kompatible Schnittstelle, die es erlaubt, dem Steuerberater die Buchhaltungsdaten per Diskette oder E-Mail im Datev-Format zu senden. (uwo)

Schlicht und funktional präsentiert sich Lx-Office im Browser.