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Zahlen & Trends |
Stadt Wien beginnt Linux-Umstellung |
7500 Mitarbeiter der Stadt Wien sollen ab nächstem Jahr die Möglichkeit haben, sich freiwillig für einen Linux-Desktop zu entscheiden. Die Erfahrungen damit will die Stadt dann auswerten und ab 2006 ein Migrationsprojekt starten. Die geplanten Gesamtkosten betragen mit 1,1 Millionen Euro nur einen Bruchteil der in München veranschlagten Summe von 30 Millionen. Allerdings will die Stadt Wien auch keine neue Hardware kaufen. Insgesamt verfügt die Stadt über 16000 PC-Arbeitsplätze, die potenziell umgerüstet werden könnten. |
Risiken von Softwarepatenten |
In einem Positionspapier versucht die Firma Open Source Risk Management (OSRM), Risiken zu quantifizieren, die Linux durch Softwarepatente drohen. Die Autoren stellen fest, dass der Linux-Kernel bisher kein einziges durch ein Gericht bestätigtes Patent verletzt. Allerdings gebe es 283 potenziell gefährliche Patente, die aber noch nie einer gerichtlichen Prüfung standhalten mussten. Dieser Gefährdungsgrad sei bei vergleichbarer proprietäre Software ebenfalls üblich. OSRM erwartet nicht, dass durch Patentprobleme ein kompletter Stopp der Entwicklung oder Auslieferung von Linux droht. Die meisten Konflikte könnten - wie auch bisher - in aller Stille gelöst werden. Als Mittel gegen Patentansprüche empfiehlt die Studie den Aufbau und die Pflege einer umfassenden Prior-Art-Datenbank, die dokumentiert, auf welche Konzepte keine Patentansprüche mehr möglich sind, da sie schon vorher bekannt waren. Pamela Jones, Gründerin der Website Groklaw und jetzt bei OSRM beschäftigt, kündigte an, mit Grokline ein entsprechendes Portal zu schaffen und Know-how aufzubauen, wie man Prior Art sucht, erkennt und die Informationen so aufbereitet, dass ein Gericht sie anerkennen kann. In einigen Fällen werde es aber nötig sein, so die Studie, "um Patente herum zu entwickeln". Um sich gegen die Risiken abzusichern, empfehlen die Autoren Versicherungen abzuschließen, die OSRM künftig anbieten will. Das Positionspapier ist somit vorsichtshalber als nicht ganz uneigennützig anzusehen. |
Allianz für mehr Linux in China |
Einige chinesische Softwarehersteller, unter anderem Red Flag Linux, haben sich mit internationalen Konzernen wie IBM, HP, Intel und Novell zur "China Open Source Promotion Alliance" zusammengeschlossen, der ersten chinesischen Open-Source-Organisation. Ziel ist die gemeinsame Entwicklung und Förderung von Open Source in China. Auch das Open Source Development Lab (OSDL) eröffnete eine Außenstelle in Peking. |
Java-Datenbank von IBM wird Open Source |
Die relationale, in Java geschriebene Datenbank Cloudspace wird unter dem Codenamen Derby in das Apache-Projekt einfließen. Cloudspace ist ein schlankes System, das nur 2 MByte Speicher belegt, und eignet sich daher für Embedded Systems oder kleinere Websites, die kein aufwändig zu administrierendes Datenbanksystem brauchen. Derby kommt zunächst zum Incubator-Projekt von Apache, das die Aufgabe hat, neu gespendeten Code zu evaluieren und aufzubereiten. Später soll es Bestandteil des Apache-DB-Projekts werden, das derzeit zwar bereits einige Tools und Datenbank-Abstraktionsschichten enthält, aber noch kein eigentliches Managementsystem. IBM will parallel dazu an der Weiterentwicklung von Cloudspace festhalten und weiter kommerzielle Versionen davon herausbringen. |
München-Projekt auf der Systems |
Linux und Open Source für den Mittelstand und für Behörden - das gehört zu den Schwerpunkten der diesjährigen IT-Messe Systems in München. Das Linux-Magazin organisiert als Partner der Messegesellschaft Vorträge, Präsentationen und spannende Podiumsdiskussionen zu diesen Themen, und zwar im Rahmen des Mittelstandsforums und des E-Government-Forums. Auf dem ist jeweils eine Stunde pro Tag dem Thema Linux und Open Source gewidmet. Bei den Verwaltungsexperten steht dabei der Umstieg der Münchner Stadtverwaltung auf Linux im Vordergrund. Deren Mitarbeiter werden darüber täglich berichten. Im Mittelstandsforum wird es um die Migrationsstrategien, ERP-Systeme und branchenspezifische Besonderheiten gehen. Dort sind am Dienstag, Donnerstag und Freitag jeweils eineinhalb Stunden für Open Source reserviert. Über das genaue Programm informiert das Linux-Magazin in der nächsten Ausgabe, die Anfang Oktober erscheint. Das Heft wird eine freie Eintrittskarte für die Systems enthalten. Die Leser können sich dann selbst davon überzeugen, dass sich das Thema Linux quer durch alle Messeschwerpunkte zieht und längst bei der Mehrzahl der Aussteller angekommen ist. |
Australien muss US-Softwarepatente anerkennen |
Im Rahmen eines Freihandelsabkommens mit den USA will sich Australien dazu bereit erklären, die weitreichenden US-Standards für "geistiges Eigentum" anzuerkennen. Australien übernimmt damit de facto die umstrittenen Copyright-Bestimmungen des amerikanischen DMCA (Digitgal Millennium Copyright Act) und erkennt auch sämtliche US-Softwarepatente an. Die Bestimmungen bedürfen zwar noch der Ratifizierung durch das australische Parlament, aber da die wichtigste Oppositionspartei ihre Zustimmung signalisiert hat, dürfte das nur eine Formalität sein. Bereits vor einigen Monaten hatten Linux Australia und andere Gruppen vor den Folgen der Freihandelsverträge gewarnt, aber - wie sie selbst eingestehen - zu spät und nicht vernehmlich genug. Inzwischen mehren sich aber Warnungen, dass Softwarepatente eine Gefahr für die australische Volkswirtschaft darstellen. Darüber hinaus schlägt sich Linux Australia noch mit einer Anmeldung dieser Marke durch eine kommerzielle Firma herum, der die meisten Beobachter aber wenig Chancen einräumen. |
Red Hat Application Server |
Mit einem auf dem Open-Source-Projekt Jonas beruhenden Produkt steigt Red Hat in den Markt der Java-Applikationsserver ein. Außer Jonas enthält der Red Hat Application Server den Servlet-Container Tomcat und das Framework Struts für den Bau von Webanwendungen. Unterstützt werden alle drei kommerziellen Virtual Machines von Sun, IBM und BEA. Für Entwickler ist noch eine erweiterte Version von Eclipse dabei, die Red Hat Developer Suite, mit den entsprechenden Plugins. Der Applikationsserver setzt eine installierte Version von Red Hat Enterprise Linux voraus und kostet pro Jahr 1000 US-Dollar. Kostenlose Versionen - ohne Support - sind per Download erhältlich. Während zurzeit JBoss für viele Unternehmen zum Open-Source-Applikationsser-ver der Wahl wird, geht Red Hat eigene Wege. Jonas ist das wichtigste Projekt des Objectweb-Konsortiums, das französisch dominiert ist. Gründungsmitglieder sind die France Telecom, die staatliche Forschungsgesellschaft INRIA und der Computerhersteller Bull. Red Hat hat sich für Jonas und gegen JBoss entschieden, weil bei Letzterem der Entwicklungsweg ausschließlich von den Interessen der kommerziellen JBoss-Group dominiert sei und es zu wenig Möglichkeiten der Einflussnahme gebe. Beim Objectweb ist Red Hats Vizepräsident Paul Cormier Mitglied des Verwaltungsrats. |
Unternehmenssoftware Lx-Office |
Speziell auf die Bedürfnisse kleinerer Unternehmen zugeschnitten ist die Buchhaltungs- und Warenwirtschaftssoftware Lx-Office, die in Version 2.0 erschien. Sie setzt auf dem Open-Source-Projekt SQL Ledger auf und ist an deutsche Gegebenheiten angepasst. Das ERP-Modul enthält eine Finanzbuchhaltung und eine Warenwirtschaft, zusätzlich gibt es ein CRM-Modul, das zum Redaktionsschluss aber noch in der Entwicklung war. Lx-Systems vertreibt eine DVD mit einer vollständigen, auf Fedora Core 2.0 basierenden Linux-Distribution, die auf einem System sowohl den Server als auch die Workstation installiert. Auch Open Office, das Groupware-System, die Groupware Kontact und weitere Bürosoftware wird dabei installiert. Lx-Office selbst ist Client-seitig Browser-basiert, der Server speichert die Daten in einer PostgreSQL-Datenbank, die Software ist in Perl geschrieben. Wer schon einen Linux-Server betreibt, kann Lx-Office aber auch als einzelnes Tgz-Paket von [http://www.lx-office.org] laden. Das ist auch zu empfehlen, da im August fast im Wochenrhythmus Bugfix-Releases erschienen. Interessant ist das Finanzierungsmodell des Projekts. Wer ein bestimmtes Feature wünscht, teilt dem Projektteam mit, wie viel Geld er dafür zu zahlen bereit ist. Die Projektmitarbeiter schätzen den Aufwand für die Programmierung und gehen erst dann an die Arbeit, wenn die Finanzierung zum größten Teil gesichert ist. Erst dann wird die Zahlung fällig. Ganz oben auf der Wunschliste steht eine Datev-kompatible Schnittstelle, die es erlaubt, dem Steuerberater die Buchhaltungsdaten per Diskette oder E-Mail im Datev-Format zu senden. (uwo)
![]() Schlicht und funktional präsentiert sich Lx-Office im Browser. |