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Entwicklerkonferenz Oscon 2004 in Portland

Entwickler (nicht nur) unter sich

Michael Schilli

Über unerwartet hohe Besucherzahlen konnte sich die vom O'Reilly-Verlag organisierte Entwicklerkonferenz Oscon freuen. Im Mittelpunkt standen das bevorstehende, revolutionäre Perl 6 und der von Tim O'Reilly geforderte offene Zugang zu Informationen, die in Communities entstehen.

Von links nach rechts: Tim O'Reilly bei der Keynote; die überraschend hohe Teilnehmerzahl sorgte für Gedränge in der Ausstellungshalle; gespannte Aufmerksamkeit bei Larry Walls Vorstellung der Konzepte von Perl 6; das Mittagessen - wie schon im letzten Jahr von Microsoft gesponsert.

Erstaunlichen Zulauf verbuchte die Oscon-Konferenz vom 26. bis 30. Juli. Rund 2000 Open-Source-hungrige Teilnehmer zog es nach Portland im US-Bundesstaat Oregon, um die aktuellen Entwicklungen um Apache, Perl, PHP, XML, Python, MySQL, PostgreSQL und Security von deren Spitzenvertretern aus erster Hand zu erfahren.

Die hohe Besucherzahl kam selbst für die Veranstalter unerwartet: Eine ganze Reihe der traditionell vor der eigentlichen Konferenz stattfindenden Ganz- und Halbtagstutorials waren ausverkauft, eine Menge zahlungswilliger Interessenten blieb draußen. Gut gefüllte bis proppenvolle Präsentationsräume bewiesen, dass die Konferenzkassen der Industrie wieder gefüllt sind und ein stark wachsendes Interesse an offener Software und der Kontaktpflege mit deren Entwicklergemeinde besteht.

Offene Inhalte werden wichtiger

In seiner Keynote wies Konferenz-Macher Tim O'Reilly darauf hin, dass es nicht ausreiche, offenen Zugang zum Code zu garantieren: Er warnte vor einem Data-Lock-In. Von der Allgemeinheit erzeugte Daten wie Produktempfehlungen bei Amazon oder E-Mail-Archive bei Google-Mail sollten nicht von wenigen Anbietern kontrolliert und weggesperrt werden. Vielmehr sollte die Open-Source-Community darauf achten, auch diese Daten "offen" zu halten: Open Content ist das neue Stichwort. Er rief dazu auf, virtuelle Adressbücher und Kalender zu "napsterisieren", um so eine wertvolle offene Datensammlung zu schaffen.

David Patrick von Novell gab bekannt, dass das Unternehmen bereits Ende März dieses Jahres alle Microsoft-Lizenzverträge gekündigt hat und bis Ende 2004 alle 6000 Angestellten auf Linux-Desktops umrüsten wird.

Die technischen Konferenz-Tracks zeigten, dass sich bei Version-Control-Systemen ein Generationswechsel von CVS zu Subversion abzeichnet. Immer mehr High-Profile-Projekte wie Apache, Samba, Debian und natürlich das Subversion-Team selbst nutzen das technisch überlegene System bereits im harten Projektalltag.

Perl 6 steht vor der Tür

Im Perl-Track gaben Damian Conway und der Gewinner der mit 10000 Dollar dotierten Goldmedaille der "Open Source Awards", Larry Wall, die neue atemraubende Objekt- und Regex-Syntax von Perl 6 bekannt. Die Implementierung zieht sich allerdings immer noch ohne Terminangaben hin. Die Perl-5-Gemeinde gab sich davon aber unbeeindruckt und stellte eine Flut neuer CPAN-Module vor. (uwo)