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Zahlen & TrendsUlrich Wolf |
Frankreich will neue Open-Source-Lizenz |
Um die Idee von freier Software mit dem französischen Rechtssystem in Übereinstimmung zu bringen, haben drei französische Forschungsinstitute gemeinsam eine neue Softwarelizenz entwickelt. Die Lizenz mit dem Namen CeCILL soll vor allem haftungsrechtliche Probleme lösen. Nach dem französischen Recht ist ebenso wie in Deutschland ein kompletter Haftungsauschluss bei Produkten für Endanwender nicht zulässig. Erarbeitet haben die Lizenz das Kommissariat für Atomenergie (CEA), das nationale Zentrum für naturwissenschaftliche Forschung (CNRS) und das Forschungszentrum für Informatik und Automatisierung (INRIA), alle drei Institutionen sind durch Regierungsgelder finanziert. Das CEA ist das zweitgrößte Forschungsinstitut in Frankreich, das CNRS ist etwa mit der deutschen Max-Planck-Gesellschaft vergleichbar. Ziel der Initiatoren war ein Lizenztext, der zwar die französischen Bedingungen berücksichtigt, aber trotzdem weltweit gültig ist und sich an die GPL anlehnt. Die CeCILL versucht das Haftungsproblem zu umgehen, indem sie nur IT-Profis anspricht. Medien berichteten von einer ungewöhnlich scharfen Reaktion der FSF Frankreich gegen das Projekt. Deren Präsident, Frederic Couchet, beklagte, dass die FSF nicht informiert und vorher konsultiert worden sei. Auch sei die GPL keineswegs in Frankreich illegal, da selbst die französische Regierung Projekte wie etwa Agora unter dieser Lizenz veröffentliche. |
Mandrake erhält Regierungsauftrag |
Die französische Regierung will 1500 Windows-NT-Server eines Ministeriums durch Linux-Rechner mit dem Corporate-Server-Produkt von Mandrake ersetzen, da Microsoft die Unterstützung von NT gekündigt hat. Mandrake Linux wurde eigens für diesen Zweck weiterentwickelt. Das Beschaffungsministerium startete das Migrationsprojekt im Herbst 2003, es soll 2005 beendet sein. Insgesamt hat das Ministerium 2000 NT-Server und mehr als 60000 Desktop-Rechner an 160 Standorten in Betrieb. Die Umstellung wird von der zentralen IT-Administration des Ministeriums selbst durchgeführt. |
Fujitsu unterstützt PostgreSQL |
Der japanische IT-Konzern Fujitsu beteiligt sich mit Code an der weiteren Entwicklung des Open-Source-Datenbanksystems PostgreSQL. Die kommende Version 7.5 wird deshalb Tablespaces unterstützen, eine Möglichkeit, Tabellen auf physikalisch verschiedene Speicherplätze aufzuteilen. Außerdem wird es verschachtelte Transaktionen und bessere Java-Unterstützung geben. Fujitsu ist auf dem europäischen Markt vor allem durch Fujitsu-Siemens präsent, die gemeinsame Tochter der Japaner mit Siemens. Alle strategischen Open-Source-Aktivitäten koordiniert jedoch Fujitsu direkt. |
Open Source oder Free Software |
Eric Raymond hat mit statistischen Methoden die Häufigkeit der Begriffe "Open Source" und "Free Software" im Web analysiert. Über das Ergebnis dürfte er aber bereits vor Beginn der Analyse [http://www.catb.org/~esr/writings /terminology/] kaum Zweifel gehabt haben, schließlich ist Raymond selbst der Erfinder des Begriffs Open Source als einem scheinbar ideologiefreien Gegenstück zu Free Software. In der Tat spricht die martialisch mit "Terminologiekriege" überschriebene Studie eine deutliche Sprache: Auf Sourceforge bevorzugen über 96 Prozent der Nutzer den Begriff Open Source. Auch in Online-Medien wie ZDNet, Infoworld oder EWeek kommt regelmäßig zu weit über 90 Prozent diese Terminologie zum Einsatz. Ein Refugium des Begriffs Free Software ist das Entwicklerportal Savannah, dessen Betreiber das GNU-Projekt ist. Open Source gibt es dort praktisch nicht. Im gesamten Web gestaltet sich die Analyse schwieriger, da hier unter Free Software oft auch nur kostenlose Programme verstanden werden. Raymond unternahm den Versuch, diese Bedeutung auszufiltern und stellte danach ebenfalls eine deutliche Mehrheit für Open Source fest. Aus den Daten schließt er, dass im tatsächlichen Sprachgebrauch der von der FSF propagierte Begriff keine Rolle mehr spiele. |
LPI zertifiziert Schulungsanbieter |
Die deutschsprachige Abteilung des Linux Professional Institute (LPI) will ab August Anbietern von Linux-Schulungen Zertifikate ausstellen. Voraussetzung ist, dass die Schulungsmaterialien vom LPI anerkannt sind. Ein Trainer muss mindestens eine LPI-Zertifizierung der ersten Stufe haben, sich bereit erklären, Stufe 2 abzulegen, und allgemeine Erfahrungen bei der Ausbildung im IT-Bereich nachweisen können. Zur Zertifizierung von Schulungsmaterial dient das Programm LATM (LPI Approved Training Material). Bisher sind Materialien von IBM, Bradford Training und Linup Front mit dem Gütesiegel versehen. In Deutschland prüft die Sernet GmbH aus Göttingen im Auftrag des LPI die Unterlagen. |
Linux Standard Base 2.0 |
Die nächste Generation der Linux Standard Base (2.0) steht kurz vor der Vollendung. Der Review-Prozess ist abgeschlossen, die offizielle Freigabe erfolgt möglicherweise zur Linux World Expo in San Francisco am 5. und 6. August. Im Gegensatz zur letzten Version 1.3 besteht die Spezifikation nicht mehr aus einem einzigen riesigen File, sondern ist nach Themengebieten aufgeteilt. Ein mitgeliefertes Tool kann die Einzelteile jedoch zusammensetzen. Als unterstützter Prozessortyp kam AMD 64 neu hinzu. Laut Website waren bei Redaktionsschluss die Kern-Spezifikationen für alle unterstütz-ten Architekturen vorhanden. Snapshots sind als Debian-Pakete downloadbar. Der Link zu den neuen Testsuites zeigte aber noch ins Leere. |
Linux bei der Stadt Wolfsburg |
Die Autostadt Wolfsburg reiht sich bei den Kommunen mit Linux-Ambitionen ein. Im Rahmen eines Pilotprojekts arbeiten 21 städtische Mitarbeiter an Arbeitsplatzrechnern mit Suse Linux 9.1. Die meisten von ihnen stammen aus der IT-Abteilung. Betreut wird das Projekt von der Firma Linet Services aus Braunschweig. Ist es erfolgreich, sollen relativ kurzfristig Linux-Clients auch auf breiter Basis zum Einsatz kommen. Grund für die Entscheidung, es auch auf dem Desktop mit Linux zu versuchen, sind die langfristig möglichen Einsparungen bei den Lizenzkosten. Wolfsburg hat eine eher Microsoft-lastige Serverstruktur, in die sich die Linux-Clients integrieren sollen. Aber auch auf der Server-Seite kommt zunehmend Linux zum Einsatz. Hier gibt es jedoch keine ausgefeilte Migrationsstrategie, es werden nur zu alte oder defekte Windows-Maschinen durch Linux-Server ersetzt, wenn es sich sachlich anbietet. Wie bei allen Kommunen sind es vor allem die so genannten Fachanwendungen, die einer kompletten Migration im Wege stehen, da die kleinen spezialisierten Hersteller von Software - beispielsweise für die Friedhofsverwaltung oder die Hundesteuer - oft eine Portierung auf Linux scheuen. In Wolfsburg nutzt man deshalb vorerst Terminalserver und den Citrix-Client auf dem Linux-Rechner für diese Anwendungen. Portierungen sind zu erwarten, wenn mehr Kommunen umsteigen wollen. |
Open-Source-Projekt bei Versicherung |
Der Rechtsschutzversicherer Deutsche Rechtsschutz AG (Deurag) in Wiesbaden hat seine Schadensabwicklung - die bisher Mainframe-basiert war - objektorientiert und plattformneutral völlig neu entwickelt. Um möglichst unabhängig von Herstellerstrategien zu sein, besteht sie nur noch aus Open-Source-Komponenten. Weil die Deurag keine passende Standardsoftware am Markt kaufen konnte, stand vor knapp zwei Jahren die Neuentwicklung der funktional bewährten, doch technisch überholten IT-Anwendung "Schadenabwicklung" ins Haus. Ziele waren eine moderne Bedienoberfläche sowie die Anbindung von Nachbarsystemen, zum Beispiel für Benutzerverwaltung, Korrespondenz, Exkasso und Vertragsauskunft, auf Basis offener Standards. Bei der Entwicklung standen laut Deurag-Vorstand Karlheinz Kutschenreiter zwei unerlässliche Forderungen Pate: Die Übernahme der erprobten Schadensabwicklungs-Geschäftsprozesse sowie die einfache Anpassbarkeit auf mandantenspezifische Regelwerke. Daraus sollten sich auch gute Chancen für eine Vermarktung der neuen Software ergeben. Die Produktionseinführung erfolgte Anfang Juni 2004 nach insgesamt nur 16 Monaten Projektlaufzeit. Projektpartner war die auf Reengineering spezialisierte CC GmbH. Sie erreichte die Ziele durch den konsequenten Einsatz von Open-Source-Technologien und Java - mit Tomcat, JBoss und Struts. Entwickelt wurde auf der Basis von J2EE mit einem über Struts hinausgehenden Framework zur Dialogsteuerung und Prozessverwaltung. Entstanden ist ein vollständig objektorientiertes Softwaresystem mit etwa 2000 Klassen, das bei Schulungsmaßnahmen auf große Benutzerakzeptanz stieß. Die Deurag betreibt das Rechenzentrum mittlerweile in Eigenregie. Voll gespiegelte Linux-Server von HP garantieren eine Ausfallsicherheit, die sogar die Zuverlässigkeit des Mainframe übertrifft. |
Linux-Broschüre für Mittelständler |
Anlässlich des Linuxtags in Karlsruhe hat das IT-Kompetenzzentrum des Landes Baden-Württemberg die Broschüre "Linux & Co" herausgebracht. Das Faltblatt soll kleinen und mittleren Unternehmen einen ersten Überblick über das freie Betriebssystem und Open-Source-Software geben. Die Broschüre wird auf Messen und über die Handelskammern verteilt. Das Kompetenzzentrum betreibt unter [http://ebigo.de/] auch ein umfangreiches Internetportal rund um den Einsatz von Informationstechnologie im Mittelstand und behandelt dort Themen vom Internetauftritt für die Firma bis hin zum ERP-System. Ergänzt wird das Angebot durch aktuelle Ausschreibungen und ein Verzeichnis von IT-Dienstleistern.
![]() Die Broschüre soll schwäbischen Unternehmern Linux nahe bringen. |
Dell distanziert sich von Linux-Installation |
Questar, der italienische Dell-Vertriebspartner, verkauft seit Anfang Juli Dell-PCs mit vorinstalliertem Linux. Es handelt sich um Desktops der Optiplex-Serie mit Linspire 4.5; wahlweise in italienischer oder englischer Sprache. Die Systeme kosten je nach Ausstattung rund 470 oder 750 Euro und sind unter [http://dell.questar.it] erhältlich. Questar liefert in die gesamte Europäische Union. Die Ankündigung des Angebots durch Questar und Linspire erweckte anfangs den Eindruck, es handle sich um eine werksseitige Linux-Installation. Dell wies jedoch später auf seiner Website und in Interviews ausdrücklich darauf hin, dass es sich um eine Anpassung durch den italienischen Vertriebspartner handle. Dell übernehme daher lediglich den üblichen Hardwaresupport. Der Linux-Support wird von Questar durchgeführt. Dell selbst bietet weiterhin nur Server der Precision-Reihe mit Linux an, Desktop-Systeme grundsätzlich mit Windows XP und einige Modelle ohne Betriebssystem. |
Zend verlegt Hauptquartier in die USA |
Das in Israel gegründete Unternehmen Zend Technologies verlegt sein Hauptquartier ins kalifornische Cupertino. Gleichzeitig konnte sich Zend in einer neuen Finanzierungsrunde 9 Millionen Dollar an Venture Capital sichern. Die neuen Investoren sind Azure Partners aus San Francisco und Index Ventures aus der Schweiz. Mit der Verlegung des Firmensitzes will Zend vor allem den Durchbruch in den USA erreichen. Zend wurde 1999 von den PHP-Entwicklern Zeev Suravski und Andi Gutsman gegründet. Seitdem entwickelt die Firma den PHP-Interpreter Zend Engine, der als Open-Source-Software unter einer Apache-ähnlichen Lizenz steht. Zend bietet zudem eine Reihe von PHP-Tools an, zum Beispiel die Entwicklungsumgebung Zend Studio, neu erschienen in Version 3.5, oder die Zend Performance Management Suite zur Beschleunigung von Webanwendungen (siehe auch "News" in diesem Heft). (uwo) |