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Linuxtag 2004 in KarlsruheDauerbrennerMathias Huber |
Zum ersten Mal verzeichnete der Linuxtag mit 16000 Besuchern einen allerdings leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Der sonst publikumsstarke Sonntag fiel zugunsten des Mittwochs weg. Die Veranstalter legten in diesem Jahr größeres Gewicht auf Linux in Firmen und Behörden und hatten daher den Schwerpunkt in die Wochenmitte verlagert.
Die Zahl der Aussteller nahm dafür gegenüber 2003 zu: Im vergrößerten Ausstellungsbereich präsentierten sich rund 170 Projekte und Firmen, unter ihnen erstmals Microsoft. Was aber kann der Windows-Konzern auf einer Linux-Veranstaltung zeigen? Am Messestand war kein einziger Rechner zu sehen. Im Vortragsprogramm jedoch überzeugte Jürgen Pfeifer, Architekturberater bei Microsoft und Mitentwickler der Ncurses-Bibliothek. Er präsentierte "Windows Interoperability Services for Unix 3.5", die Windows um Unix-Funktionalität erweitern.
Von den großen Linux-Distributoren gab es nicht viel Neues. Suse präsentierte sich konsequent unter dem Etikett Novell. Die von vielen erwartete Vorstellung von Suse Linux Enterprise Server 9.0 fand jedoch nicht statt. Red Hat bewarb Clustering-Lösungen, die auf dem Global File System basieren. Kurioserweise war IBM trotz des Linux-Engagements auch dieses Jahr nicht mit einem eigenem Stand vertreten.
Wesentlich mitreißender als die oft von ihrer Marketing-Sprache geprägten Firmenpräsentationen waren die Vorträge aus der Entwickler-Community. Michael Meeks sauste energiegeladen auf dem Podium hin und her, um Entwickler für Open Office zu werben. Alan Cox, der eine Keynote halten sollte, war leider verhindert.
Seinen Platz nahm Debian-Gründer Ian Murdock ein, der die Geschichte von Linux aus einer sehr persönlichen Perspektive erzählte. Er resümierte Erfahrungen aus der Entwicklung von Debian und empfahl neuen Softwareprojekten, daraus zu lernen: Debian sei erfolgreich gewesen, weil es als erstes Projekt verstanden habe, eine große Entwicklergemeinde einzuladen und zu koordinieren.
Beim Behörden-Schwerpunkt am Donnerstag erregte vor allem ein Projekt große Aufmerksamkeit: Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik präsentierte eine für Behörden angepasste Linux-Distribution. Sie lasse sich leicht installieren, verwendet verschlüsselte Dateisysteme und integriert sich in PKI-Infrastrukturen.
Privatanwender interessierten sich mehr für das "Practical Linux Forum", das dieses Jahr eingeführt wurde. Hier fanden Vorträge zu Knoppix, KDE und Gnome statt, die sich an Linux-Einsteiger richteten. Bei den Fortgeschrittenen war eine Vortragsreihe zu Spam so beliebt, dass sich Schlangen vor den Sälen bildeten. Peer Heinlein und Florian Klein stellten verschiedene Methoden zur Bekämpfung unerwünschter Mails vor - von Blacklists und Spamassassin bis hin zu SPF und Greylisting.
Eine Demonstration am Rande des Linuxtags rückte ein ganz anderes Problem ins Blickfeld: Programmierer in Sträflingskleidung warnten vor der Bedrohung der Software-Community durch die geplanten Patentgesetze in der Europäischen Union.
Während andere Messen zu veröden drohen, zeigte sich der Linuxtag lebhaft. Das Programm mit 130 Vorträgen und die persönlichen Kontakte rund um die Stände und Konferenzräume machten ihn zu einem lohnenden Ausflugsziel. Als Souvenir gab es das neue Knoppix 3.5 von Mitveranstalter Klaus Knopper als DVD-Edition.