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Hanser Eclipse Workbench unter der LupeVolle WerkbankMartin Raepple |
Inhalt |
60 Umlaut-Domains
68 Admin-Workshop
70 Weckdienst
74 Hybrid-IDS Prelude |
Seit IBM die Eclipse-Entwicklungsumgebung als Open-Source-Projekt freigegeben hat, hat sie sich zu einer der meistgenutzten Plattformen im privaten und geschäftlichen Bereich entwickelt. Die Nutzergemeinde musste jedoch zunächst ohne komfortable GUI-Builder und ohne nahtlose Integration mit Application-Servern auskommen. Diesen Mangel deckten bislang nur kommerzielle Produkte ab, allen voran wieder von Big Blue. Der zahlungswilligen Kundschaft boten sich teure IDEs wie Websphere Studio Application Developer (WSAD) an, eine fertig konfigurierte Lösung für J2EE-Server.
Mittlerweile gibt es aber auch günstige Lösungen, die eine zügige Umsetzung von Projekten ermöglichen - sollte man meinen. Doch oft verderben aufwändige Installation und Konfiguration dieser Softwareboliden schnell den Spaß am neuen Projekt. Genau in diesem Umfeld sucht die preisgünstige Eclipse Workbench aus dem Hause Hanser ihre Kundschaft. Denn dank Open-Source-Application-Servern wie Tomcat, Jonas und JBoss sowie entsprechender Plugins ist es möglich, die hohen Lizenzkosten kommerzieller Produkte einzusparen. Da die meisten Workbench-Komponenten unter einer Open-Source-Lizenz stehen, darf der Käufer das Produkt auch auf mehreren Rechnern installieren.
Zwei Editionen der Workbench sind derzeit erhältlich, eine Professional in Version 1.0 und eine Enterprise 1.1[1]. Der Preis für Letztere liegt nicht, wie etwa der der Konkurrentin WSAD, im vierstelligen Euro-Bereich, sondern bei 300 Euro. Sie richtet sich an den beruflichen Software-Entwickler, der mit J2EE und allen damit verbundenen Technologien (JSP, Servlets, EJBs und so weiter) arbeitet. Rätselhaft und zugleich ärgerlich ist jedoch, warum das Vergnügen dieser Edition derzeit nur Windows-Benutzern vorbehalten ist. Die Plattformneutralität aller mitgelieferten Komponenten stellt eigentlich keinen Hinderungsgrund für eine Linux-Version dar.
In der Enterprise-Version sind vier CDs enthalten. Die CDs 1 und 2 enthalten die Hauptkomponenten der Workbench: Eclipse Java IDE 3.0.0 im Milestone Build M7 vom 12. Februar dieses Jahres, JBoss Application Server 3.2.1 mit der integrierten Servlet Engine Jetty, die MySQL-Datenbank 4.0.15, den Apache-Webserver 1.3.29 sowie das Lomboz J2EE- und das V4All-Plugin (ein GUI- Builder). Auf zwei weiteren CDs hat der Verlag eine umfangreiche und gelungene Sammlung weiterer Plugins zusammengestellt, unter denen sich nicht nur Open-Source-Software findet, sondern auch kommerzielle.
Den Einstieg in die Enterprise Workbench erleichtern das beiliegende Handbuch sowie ein 350 Seiten starkes Basishandbuch, das sehr detailliert auf die einzelnen Funktionen der Eclipse IDE eingeht. Support bei Problemen mit der Installation darf hier natürlich nicht fehlen. Ein 14-tägiger Support per E-Mail oder Telefon ist im Preis inbegriffen. Als Zusatz gibt es ein Paket für weitere 60 Tage - Preis auf Anfrage.
Hanser Eclipse Workbench |
Entwicklungsumgebung Eclipse, erhältlich in den Editionen Professional und Enterprise Hersteller: Hanser-Verlag [www.hanser.de] Funktionsumfang Professional: Eclipse Java IDE, Apache Webserver, PHP, J2EE Application Server Jonas, Plugin-Sammlung, 1 Handbuch (320 Seiten) Funktionsumfang Enterprise (nur Windows): Eclipse Java IDE, JBoss (Servlet Engine Jetty), MySQL, Apache Webserver, Lomboz-J2EE- und V4All-Plugin (weitere Plugins auf CD), 2 Handbücher (insgesamt 520 Seiten) Preis: Professional-Edition 40 Euro, Enterprise-Edition 300 Euro |
Anders als die Enterprise-Edition enthält die Workbench Professional in Version 1.0 auch fertige Pakete für Linux. Anfang Juni senkte Hanser den Preis von 100 auf 40 Euro. Die Professional-Edition ist bereits im Dezember 2003 erschienen und kommt mit einer veralteten Version 2.1.1 der Eclipse Java IDE. Angesichts der langen Liste behobener Bugs in der aktuellen Release 2.1.3 ist das von großem Nachteil.
Eine Wizard-gestützte Installation der Hauptkomponenten Java IDE, Apache Webserver, PHP und MySQL wie bei der Enterprise-Variante gibt es nicht, stattdessen muss der Entwickler die einzelnen Softwarepakete separat installieren und konfigurieren. Das mitgelieferte Handbuch hilft dabei mit einem fast 20-seitigen Kapitel. Die eingangs erwähnte Zeitersparnis bietet die Professional dann aber nicht mehr.
Hinzu kommt, dass sich für Linux lediglich der ODBC-Treiber im MySQL-Installationsverzeichnis befindet, nicht aber der Datenbankserver selbst. Der Entwickler muss also die Linux-Pakete von der MySQL-Website herunterladen und installieren. MySQL-Pakete für Windows befinden sich kurioserweise auf der CD. Es ist also auch möglich, diese auf einem Windows-Server zu installieren. Überhaupt fällt bei der Professional-CD auf, dass das Linux-Verzeichnis lediglich 86 MByte umfasst, während die Windows-Komponenten ganze 205 MByte beanspruchen.
Das 320 Seiten starke Handbuch legt seinen thematischen Schwerpunkt auf die PHP- und Java-GUI-Entwicklung mit dem Eclipse-eigenen Standard Widget Toolkit (SWT), einer performanten Alternative zu den Standard-GUI-Klassen unter Java. Dabei erläutert das Buch ausführlich den Umgang mit dem GUI-Designer V4All, einem vom Autor der Workbench, Ramin Assisi, selbst programmierten Plugin (Abbildung 1).
Ambitionierte Entwickler, die mit der Professional-Edition auch in die Servlet- und EJB-Entwicklung einsteigen möchten, finden auf der zweiten CD den J2EE-konformen Application Server Jonas sowie weitere hilfreiche und bewährte Plugins.
Auf den CDs 3 und 4 liegt wie bei der Enterprise-Variante eine umfangreiche Sammlung freier und kommerzieller Plugins. Diese sind in Unterverzeichnissen organisiert zu Themen wie VM-Profiling, UML und XML. Bei vielen Komponenten hat Hanser die Einstiegsseite zur jeweiligen Produkt-Homepage im Verzeichnis abgelegt. Das genügt zwar nicht als Dokumentationsersatz, hilft aber beim Auffinden im Web.
Wer auf einschlägigen Websites zu Eclipse (wie auf[2]) schon mal nach geeigneten Plugins für seine Anforderungen gesucht hat, ist schnell mit der Flut vorhandener Lösungen überfordert und findet kaum heraus, welche sich in der Praxis bewährt haben. Leider hilft die Workbench Professional dem Orientierung suchenden Entwickler auch nicht weiter. Er bekommt zwar eine Fülle von Plugins, findet aber keine weiteren Empfehlungen vom Autor zu deren Verwendung. Somit bleibt nur: ausprobieren und Zeit verlieren.
Dem Anspruch, eine Konkurrenz zu WSAD & Co. zu sein, wird selbst die Enterprise-Edition der Hanser Eclipse Workbench nicht vollständig gerecht. Dafür ist sie deutlich billiger. Es wäre allerdings mehr als wünschenswert, dass Hanser auch eine Linux-Version dieser Edition verkauft. Dass Eclipse nämlich in Zukunft eine bedeutende Rolle für Linux spielen wird, hat jüngst Red Hats Vice President für Open-Source-Angelegenheiten, Michael Tiemann, ausdrücklich betont.
Die Workbench Professional bietet letztlich eine umfangreiche Sammlung der wichtigsten Basiskomponenten für die J2SE- und J2EE-Entwicklung, erweckt aber nicht den Eindruck eines ausgereiften, fertig vorkonfigurierten Produkts. Somit muss der Käufer einige Zeit und Mühe investieren, bis er sich seine ideale Umgebung aufgebaut hat - und die besteht dann nicht mal aus besonders frischer Software. Hilfestellung bei den ersten Projekten bietet sicherlich das gut strukturierte und informative Begleithandbuch. (mwe)
Infos |
[1] Hanser Eclipse Edition: [http://www.hanser.de/reihen/eclipse/] [2] Eclipse-Plugins: [http://www.eclipse-plugins.info] [3] Homepage des Autors mit Downloads und Patches: [http://www.assisiplugins.com] |
Der Autor |
Martin Raepple ist Senior Consultant bei Avinci - The Know-How Company - in Frankfurt. Er ist Autor und Koautor mehrerer Fachpublikationen. Seine Themen sind J2EE, EAI und Security. |