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Debian-Entwicklertreffen 2004

Samba und Sarge

Martin Loschwitz

Vom 26. Mai bis zum 2. Juni fand unter südlicher Sonne die Debconf, das jährliche Treffen der Debian-Entwicklergemeinde statt. Dabei war die in Kürze anstehende Release Sarge ein wichtiges Thema.

Willkommen: Zur diesjährigen Debconf in Brasilien konnte die Debian-Gemeinde mehr als 150 Teilnehmer begrüßen. An acht Konferenztagen hatten die Entwickler Gelegenheit, sich in Vorträgen und Workshops auszutauschen und die nächste Release vorzubereiten.

In diesem Jahr gastierten die Entwickler - nach Oslo 2003 - im brasilianischen Porto Alegre. Damit folgte auch das fünfte Entwicklertreffen (die Zählung beginnt bei Debconf 0) der bereits bewährten Tradition, das Treffen einmal in Europa und im nächsten Jahr auf einem anderen Kontinent stattfinden zu lassen. Die Entscheidung für Porto Alegre fiel dabei nicht ganz zufällig. Denn gleichzeitig mit dem Debian-Entwicklertreffen tagte auch die brasilianische Konferenz für freie Software, kurz FISL.

Die gesamte Debconf dauerte diesmal acht Tage. 2003 umfasste die eigentliche Konferenz nur drei Tage. Viele Entwickler reisten damals bereits früher an, um beim Debcamp dabei zu sein. Das Camp war als eine Art Hacking Session gedacht, die im Vorfeld zur Debconf bereits die ersten Ergebnisse hervorbringen sollte. Dieses Jahr wurde jedoch auf die Trennung der beiden Teile verzichtet.

Mit mehr als 150 anwesenden Personen - offiziellen Entwicklern des Debian Projekts und anderen Freiwilligen - war DC 4 sogar noch besser besucht als Debconf 3. Daran dürfte das Sponsoring durch Konzerne wie Hewlett-Packard, Cisco Systems und O'Reilly einen beträchtlichen Anteil haben. Die Unterstützung machte es vielen Entwicklern wohl erst möglich, überhaupt anzureisen.

Sarge und Custom Distributions

Die Planer hatten für ein dicht gedrängtes Vortrags- und Workshop-Programm gesorgt. Teilweise fanden zwei Vorträge zur selben Zeit statt. Viel Aufmerksamkeit wurde "Custom Debian Distributions", kurz CCD, zuteil. So stellte zum Beispiel Petter Reinholdtsen Skolelinux und Debian-Edu vor. Hinter diesen beiden Namen stehen Projekte, die Debian GNU/ Linux für Schulen und für Lernende allgemein attraktiver machen wollen.

Ein weiterer Schwerpunkt war die Arbeit an der nächsten Release, Debian GNU/Linux 3.1 alias Sarge. Teilnehmer, die an der neuen Installationsroute Debian-Installer arbeiten wollten, nahmen nach einigen Tagen einen der Räume dauerhaft in Beschlag. Obwohl Release-Manager Anthony Towns nicht zur Debconf angereist war, wurde das Treffen als Gelegenheit genutzt, um Pläne für Sarge und schon für die nächste Release nach Sarge zu diskutieren. Neben Vorträgen und Workshops gab es auch die Gelegenheit, die Computer einmal hinter sich zu lassen und einen Tagesausflug nach Gramado zu unternehmen.

Für den dritten Abend der Konferenz war ein gemeinsames "formelles Abendessen" mit Martin Michlmayr, dem Debian Project Leader, angesetzt. Die Entwickler nahmen es mit Humor und nannten das Essen einfach die "Ansprache vom Thron". Der letzte Tag stand dann unter dem Eindruck eines besonderen Ereignisses: des Nonprofit-Day. Dieser richtete sich an Entwickler, die sich für das "Debian Nonprofit"-Projekt interessierten. Das Projekt ist ein Ansatz dafür, Debian optimal auf die Bedürfnisse kleiner, nicht-kommerzieller Organisationen anzupassen.

Wiedersehen in Finnland?

Das Debian-Entwicklertreffen hat sich einmal mehr als ein wichtiger Bestandteil der Entwicklungsarbeit herausgestellt. Es ist Ideenschmiede und Stätte der Umsetzung zugleich. Der Erfolg gibt der Veranstaltung Recht. Für das nächste Jahr wird bereits geplant: Zu Redaktionsschluss sah es so aus, als würde Debconf 5 nächstes Jahr in Finnland, der Linux-Heimat, stattfinden. (uwo)