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Kurztest: Groupware Agorum Desk4WebTotal globalOliver Kluge |
Von Groupware sollte eine integrative Kraft ausgehen. Sie drängt die Benutzer - mehr oder minder sanft - zur Zusammenarbeit auf allen Ebenen: mit E-Mail, Diskussionsforen und Dateiaustausch. Web-basierte Groupware, zu ihr zählt Desk4Web, bezieht auch externe Mitarbeiter mit ein. Das lizenzkostenpflichtige Produkt legt alle Daten strukturiert in einer SQL-Datenbank ab, die die Kunden jedoch getrennt lizenzieren müssen. Geliefert wird ein Set aus mehreren Serverapplikationen, der Java-Middleware, diversen Installationsskripten und Dokumentationen für den Sysadmin.
Wie es sich für Groupware gehört, gibt es ein ausgefeiltes System von Benutzer- und Gruppenrechten (siehe Abbildung 1). Damit ist es nicht nur möglich, Dokumente vertraulich zu lagern, sondern per Access Control Lists auch Informationen gezielt bestimmten Benutzern oder Benutzergruppen zum Bearbeiten oder nur zum Lesen zugänglich zu machen.
Der Zugriff auf Desk4Web erfolgt in der Hauptsache, nomen est omen, über den Browser. Die gestylte Oberfläche stellt jedoch ein paar Anforderungen an dessen Kompatibilität. Zurzeit sind nur Mozilla einschließlich der Derivate und Microsofts Internet Explorer freigegeben. Benutzer anderer Browser, etwa des Konqueror, erhalten eine Warnung, kommen aber in den Genuss einer Anzeige. Je nachdem, ob die Browser-URL auf »http:« oder »https:« hört, erfolgt die Datenübertragung vom und zum Server ungesichert oder verschlüsselt.
Die wichtigsten oberen Menüstukturen gliedern sich in Mozilla gleich hübsch in die Sidebar ein und sind damit immer im direkten Zugriff. Desk4Web hält das Versprechen der einfachen Bedienbarkeit - die wichtigen Funktionen des Büroalltags sind ohne Anleitung verständlich. Eine Hilfe mit knappen Texten, dafür umso üppigeren Bildern, macht den Einstieg leicht. Die vergrößerte Darstellung der betroffenen GUI-Funktionen mit Pfeilen und Kringeln ist gelungen.
Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Mozilla-Tabs, die Desk4Web selbst generiert: Wer den E-Mail-Tab aufruft und danach die Dateien und dann wieder die E-Mail, der öffnet jedes Mal einen neuen Tab. Auch muss man es sich abgewöhnen, mit der rechten Maustaste zu arbeiten, das Kopieren geht über eigene Buttons von Desk4Web.
Auch den Rückwärts-Button des Browsers sollte man meiden. Apropos: Etwas ungewöhnlich ist die Tatsache, dass bei Buttons nicht immer die ganze Schaltfläche, sondern nur deren Beschriftung auf Klicken reagiert. Noch auffälliger: Eine Gruppenterminverwaltung gibt es nicht.
Desk4Web |
Hersteller: Agorum Internet: [http://www.agorum.com] Lizenz: Stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest Preis: Gestaffelt nach Diensten (Basis, SMB, FTP, IMAP), Details noch unklar; ein Modell nach Anzahl der User ist in Vorbereitung Lieferumfang: JBoss 3.2.3 (Applikationsserver), MySQL 4.10, Open Office (Text-Indizes), Lucene (Suchmaschine), JVM 1.4.3, VNC Systemanforderungen: Mindestens 1-GHz-CPU, 256 MByte RAM, schnelle Platten Plattform: Suse Linux ab 8, Red Hat ab 7, Debian, Solaris ab 8, Windows 2000/2003. Geplant: Windows XP, HP-UX, andere Linux-Distributionen sowie eine Appliance auf Basis einer Sun V65. |
Neben der Webanbindung, die natürlich auch mit sich bringt, dass Benutzer von zu Hause oder auf Dienstreisen remote an ihre Daten gelangen, gibt es (allerdings aufpreispflichtig) die Möglichkeit, auf Datei- und Maildienste mit den klassischen Protokollen FTP, Samba und IMAP zuzugreifen - wichtig für PDAs oder zum direkten Bearbeiten von Dateien mit Open Office und anderen Applikationen.
Aus Sicherheitsperspektive freilich sind diese Protokolle spätestens dann bedenklich, wenn der Desk4Web-Rechner Teil des weltweiten Internets ist. Admins müssen dann selbstständig per Firewall und Tunnel die Löcher stopfen. Hier stellt sich auch die Frage, warum es keinen SFTP-Connector gibt.
Schön daran ist die Möglichkeit des Dokumentenmanagements, die - konsequent angewendet - das Ende chaotischer Abteilungsordner bedeutet. Da die Praxis lehrt, dass strenge Systematik nicht aller Nutzer Ding sind, hat der Hersteller eine schnelle Suchmaschine eingebaut. Sie soll bei 100 GByte Bestand und 50 bis 100 Usern die Daten in weniger als fünf Sekunden finden.
Administratoren, die Config-Dateien editieren wollen, werden mit dem Agorum-Produkt wohl nicht warm, denn Desk4Web wird über die Oberfläche administriert. Das Setup ist genauso aufgeräumt und klar wie die Oberfläche für die normalen Benutzer - und das geht nicht mal zu Lasten der Einstellmöglichkeiten (siehe Abbildung 4).
Alle Daten im Benutzerzugriff lagert Desk4Web in seiner SQL-Datenbank. Die Java-Middleware greift auf Anforderung auf deren Tabellen zu, prüft die Rechte und reicht die Daten dann über den Applikationsserver (Webinterface) weiter, beziehungsweise an die für FTP, Samba (Dateidienste) oder IMAP (E-Mail) zuständigen Daemons. Augenscheinlich ist das Konstrukt (trotz Java) performant: Im Rahmen dieses Kurztests gelang es nicht, Desk4Web auf einem Desktop-PC an seine Grenzen zu bringen.
Die Groupwaredaten in einer Datenbank zu halten ist technisch ein interessanter Ansatz, der beim Skalieren Vorteile verspricht. Mit steigendem Datenaufkommen kann der Admin die MySQL- oder Oracle-Datenbank mit den üblichen Mitteln aufbohren, auf eine andere Maschine auslagern oder clustern. Auch andere Desk4Web-Komponenten lassen sich gut auf mehrere Maschinen verteilen, da Agorum Enterprise Java Beans einsetzt. Multiprozessorsysteme werden ebenfalls unterstützt.
Desk4Web verfolgt mit Datenbank-Haltung und Java (J2EE, Enterprise Java Beans) einen technisch interessanten Ansatz. Aus ihm ergibt sich auch die gute Skalierbarkeit als Pluspunkt. Als Web-Groupware sind Heim- und Remote-Arbeiter sofort mit im Boot. Die bei anderer Groupware serienmäßige Gruppenterminverwaltung fehlt dem lizenzkostenpflichtigen Produkt. (jk)