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Zahlen & Trends

Red Hat mit Rekordergebnis

Red Hat schloss das Geschäftsjahr 2004 (Ende am 29. Februar) mit einem Umsatz von 126 Millionen Dollar ab. Das bedeutet eine Steigerung von 39 Prozent gegenüber dem Vorjahr, in dem das Unternehmen 91 Millionen Dollar umsetzen konnte. Der Nettogewinn im gesamten Geschäftsjahr betrug 14 Millionen Dollar, im Jahr zuvor hatte Red Hat noch einen Verlust von 6,6 Millionen hinnehmen müssen.

Im Gegensatz dazu konnte Red Hat alle vier vergangenen Quartale mit schwarzen Zahlen abschließen. Rundherum erfreulich verlief dabei das letzte Quartal mit einer 68-prozentigen Umsatzsteigerung von 42 auf 71 Millionen Dollar. Als besonders einträglich erweisen sich die Enterprise-Produkte mit einer Brutto-Gewinnspanne von 91 Prozent.

Die Börse honorierte Red Hats Geschäftsbericht mit einem zweistelligen Kurssprung. Innerhalb eines Jahres hat sich der Börsenwert des Unternehmens mehr als vervierfacht und liegt jetzt nahezu gleichauf mit dem wesentlich umsatztärkeren Konkurrenten Novell.

Red Hats Aktienkurs hat sich in einem Jahr fast vervierfacht.

Lindows in Linspire umbenannt

Der Gründer von Lindows, Michael Robertson, hat sich zu guter Letzt dem Druck gebeugt, den Microsoft mit zahlreichen Klagen in europäischen Ländern ausgeübt hat. Die Linux-Desktop-Distribution heißt jetzt Linspire, das Unternehmen firmiert jedoch nach wie vor unter Lindows Inc.

Microsoft hatte in Skandinavien, den Niederlanden, Frankreich und Belgien eine Verwechslungsgefahr mit der Marke Windows geltend gemacht. Die meisten Gerichte sahen das genauso. In den USA jedoch wies das Bezirksgericht Seattle Microsofts Klage ab. Der Begriff "Windows" für überlappende Bildschirmausschnitte sei lange vor Microsofts gleichnamigem Betriebssystem im allgemeinen Sprachgebrauch von Computertechnikern gewesen. Auch zeigten die Unterlagen von Microsoft, dass das Unternehmen selbst diesen Begriff in generischem Sinn verwendet. Eine besondere Schutzwürdigkeit sah das Gericht deshalb nicht.

SCO-Investoren wollen Geld zurück

Nachdem die kalifornische Investment-Gruppe Baystar Capital erst vor wenigen Monaten der SCO Group mit einem 20-Millionen-Dollar-Investment unter die Arme gegriffen hatte, möchte der Kapitalgeber jetzt sein Geld doch lieber zurückhaben - und zusätzlich vier Millionen Dollar Zinsen. Baystar wirft SCO vor, den Anteilseignern für den Prozess gegen IBM relevante Informationen vorenthalten zu haben und auf diese Weise vertragsbrüchig geworden zu sein.

In einer Presseerklärung bestreitet SCO die Vorwürfe, sodass Baystar die Rückgabe vor Gericht erstreiten müsste.

Baystar tritt aber nach eigenen Angaben nur als so genannter Pipe Investor auf - von wem das Geld wirklich stammt, darüber wird seit langem spekuliert.

Erwiesen ist jedoch inzwischen, dass ein Microsoft-Manager den Kontakt zwischen Baystar und SCO vermittelt hat. Außer Baystar hat auch die Royal Bank of Canada im Namen eines unbekannten Auftraggebers in SCO investiert, und zwar 30 Millionen US-Dollar. Bisher ist nichts davon bekannt, dass auch diese Summe zurückgefordert werden soll. Der Finanzchef von SCO, Bob Bench, wurde auf der Hauptversammlung von Bert Young abgelöst.

PC-Markt wächst wieder

Die Marktforscher von IDC und Gartner stimmen darin überein, dass sich der PC-Markt weltweit im Aufwind befindet. Motor ist vor allem die gewachsene Nachfrage in Unternehmen.

Die Analysten von Gartner stellten ein Wachstum von 14 Prozent fest, IDC ermittelte 16,4 Prozent. Großer Gewinner ist der Hersteller Dell, der Wachstumsraten von fast 29 Prozent erreichte und jetzt auf einen globalen Marktanteil von 18,6 Prozent kommt. In Europa liegt HP mit etwas über 15 Prozent vorn, allerdings mit leicht rückläufiger Tendenz.

Erste X11-Release der X.Org Foundation

Nach der Auflösung des Core Teams und der Lizenzänderung von XFree86 mit der Version 4.4 hatten sich die meisten Distributoren geweigert die neue Version auszuliefern. Stattdessen wandte sich das Interesse der Industrie und vieler Entwickler der X.Org Foundation zu.

X.Org hat jetzt auch die erste Version des X-Window-Systems veröffentlicht: X11R6.7 baut auf X11R6.6 und dem letzten Release Candidate von XFree86 4.4 auf, der noch vor der Lizenzänderung freigegeben wurde.

Bis Anfang des Jahres agierte X.Org noch als Industriekonsortium. Mit der Gründung der X.Org Foundation öffnet sich die Organisation der Community. So können jetzt auch Entwickler kostenlos Mitglied werden. Die Besetzung des Interimsvorstands macht deutlich, dass die X.Org Foundation vor allem im Interesse der Linux-Distributoren und anderer Open-Source-Projekte liegt. Dort sind unter anderen Stuart Anderson, der Schöpfer der Linux Standard Base, Matthias Ettrich von KDE und Georg Greve von der FSF vertreten. Aber auch XFree86-Mitbegründer Jim Gettys und der Xinerama-Entwickler Stuart Kreitman sind bei X.Org mit an Bord.

Keith Packard, gewiss einer der wichtigsten X-Entwickler, engagiert sich bei Freedesktop.org, einer Organisation, die sich der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Desktopsystemen und Standards für grafische Anwendungen widmet, aber selbst keine Software-Entwicklung betreibt. X.Org und Freedesktop.org arbeiten eng zusammen, Freedesktop.org hostet die X.Org-Projekte.

Der Präsident von XFree86, Richard Dawes, hält an seinem Projekt fest und findet die Aufregung um die Änderung der XFree86-Lizenz unverständlich.

Aus dem von der Industrie dominierten X.Org-Konsortium ist jetzt die X.Org Foundation geworden, die X11 in einem Community-Prozess weiterentwickelt.

Netfilter-Projekt verteidigt GPL

Das Netfilter-Projekt hat es dem Routerhersteller Sitecom per einstweiliger Verfügung untersagt, ihre Wireless Access Router in Deutschland weiterhin zu vertreiben. Laut Harald Welte vom Netfilter-Projekt verstößt Sitecom damit gegen die GPL.

Immer mehr Hersteller von Embedded Devices gehen dazu über, freie Software in ihren Geräten einzusetzen, ohne sich an die Bedingungen der GNU General Public License zu halten. Vor allem Produzenten von Routern nutzen die Software des Netfilter-Projekts und werben auf den Verpackungen mit den Firewall-Fähigkeiten ihres Produkts, ohne die GPL zu erfüllen. Wer diese durchsetzen will, hat es oft schwer, da die Geräte selbst in Fernost hergestellt werden, die Software oder Firmware wieder von ganz anderen Firmen kommen kann.

Welte hält sich deshalb an die Unternehmen, die das Produkt dem Endkunden anbieten. Eine einstweilige Verfügung war im Falle Sitecom zum ersten Mal nötig, denn die meisten Hersteller zeigen sich kooperativ, wenn sie ohne Drohung mit dem Gericht auf die Versäumnisse hingewiesen werden.

Auf Betreiben von Netfilter haben bereits die Hersteller Fujitsu-Siemens, Securepoint, Asustek und Allnet Erklärungen unterzeichnet, sich beim Vertrieb ihrer Router und Access Points künftig an die Bestimmungen der GPL zu halten und den Quellcode zu veröffentlichen.

Samsung nutzt mehr Linux

Der koreanische Mischkonzern Samsung will in Consumer-Geräten verstärkt Linux einsetzen, meldete die koreanische Presse. Nachdem das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr eine Kooperation mit dem Embedded- Linux-Hersteller Montavista bekannt gegeben hatte, sind jetzt die ersten Linux-basierten Geräte verfügbar.

Zum Beispiel das Smartphone I-519, das in erster Linie für den chinesischen Markt bestimmt ist, oder ein digitaler Videorecorder. Der ist aber nicht für den Heimnutzer bestimmt, sondern soll in Video-Überwachungssystemen zum Einsatz kommen. Bis zum Ende des Jahres will Samsung insgesamt zehn Geräte mit Embedded Linux auf den Markt bringen.

Samsungs Linux-basiertes Smartphone I-519. Noch weitere Embedded-Linux-Produkte sollen folgen.

Linux-Entwickler widersprechen Security-Studie

Eine Betriebssystem-übergreifende Studie zu Sicherheitslücken von Forrester Research hat den Widerspruch zahlreicher Linux-Entwickler hervorgerufen. Forrester hatte ermittelt, dass bei Microsofts Betriebssystemen im Schnitt 25 Tage vom Entdecken einer Sicherheitslücke bis zur Bereitstellung eines Patch vergehen, während es bei Red Hat und Debian 75 Tage dauert, bei Suse 74 und bei Mandrake sogar 82 Tage.

Die Studie stellte auch fest, dass bei Microsoft-Betriebssystemen 67 Prozent aller auftretenden Lücken als kritisch gemäß den Richtlinien des National Institutes of Standards and Technology (NIST) einzuschätzen sind, bei Linux waren es etwas weniger, zum Beispiel 63 Prozent bei Suse und 57 Prozent bei Red Hat. Außerdem hatte Forrester noch festgestellt, dass Microsoft im Gegensatz zu den Linux-Distributoren 100 Prozent der Sicherheitslücken im Berichtszeitraum geschlossen hat.

Debian, Mandrake, Red Hat und Suse gaben zu den Ergebnissen der Studie eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie Forrester methodische Fehler bei der Auswertung vorwerfen. Zwar seien die Daten korrekt und durch Zusammenarbeit mit den Distributoren erhoben worden, die Schlussfolgerungen seien jedoch irreführend. Forrester unterscheide nicht zwischen schweren und weniger schweren Sicherheitslücken. Die Linux-Distributoren würden jedoch schwer wiegende Fehler und solche, bei denen das Risiko eines Angriffs hoch ist, entsprechend priorisieren und schon innerhalb von Stunden Gegenmaßnahmen einleiten. Ein einfacher Durchschnittswert über alle Gefahrenstufen würde diesem sinnvollen Vorgehen nicht gerecht.

Opteron-Server von HP

Trotz der eigenen engen Verbindungen mit Intel bringt HP mehr und mehr Hardware mit AMD-CPUs auf den Markt. Der Proliant DL585 ist der erste Opteron-basierte Vierfach-Server eines großen Herstellers.

Er ist modular aufgebaut, die CPUs und die RAM-Bänke befinden sich auf einsteckbaren Modulen. Der Server lässt sich mit maximal 64 GByte RAM ausrüsten. Das vier Einheiten hohe Rack-Gehäuse enthält zwei redundante 800-Watt-Netzteile, das Board bietet acht PCI-X-Steckplätze und einen Gigabit-Ethernet-Anschluss. Festplatten lassen sich an den Ultra320-SCSI-Raid-Adapter mit vier Hotplug-fähigen Einschüben anschließen. Mit zwei Opteron-848-Prozessoren (2,2 GHz) und 2 GByte RAM, aber ohne Festplatte, kostet der DL585 etwa 12000 Dollar.

SGI schreibt weiter Verluste

SGI konnte im dritten Quartal seines Geschäftsjahres den Umsatz auf 230 Millionen US-Dollar steigern, das sind etwa fünf Prozent mehr gegenüber dem Vorjahresquartal. SGI bekommt zwar - vor allem durch Personalabbau - langsam die Kosten in den Griff, machte aber trotzdem immer noch vier Millionen Dollar Verlust, im Vergleichszeitraum des Vorjahrs waren es aber noch 48 Millionen.

SGI hat die Server-Strategie in den letzten zwei Jahren stark auf Linux ausgerichtet und die Technik der Mips-basierten Origin-Server auf die Intel-Architektur übertragen. Trotzdem musste CEO Bob Bishop zugeben, dass die Anzahl der Aufträge hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Seit 1997 hat SGI kein Geschäftsjahr mehr mit Gewinn aus dem operativen Geschäft abgeschlossen.

Lawrence Lessig neuer FSF-Direktor

Die Free Software Foundation (FSF) verstärkt ihr Board of Directors um den renommierten Juristen und Autor Lawrence Lessig.

Lessig ist Jura-Professor an der Universität Stanford und gilt als einer der führenden Experten für Urheberrecht und das Thema "geistiges Eigentum" im digitalen Zeitalter. In seinen Büchern und als Kolumnist bezieht er seit Jahren Positionen, die mit denen der FSF oft deckungsgleich sind, was ihm bereits den FSF Award des Jahres 2003 einbrachte. Außerdem ist er in der Electronic Frontier Foundation (EFF) aktiv. Der Vorstand der FSF besteht jetzt aus sechs Personen, neben Gründer Richard Stallman sind der Jura-Professor Eben Moglen, der Software-Entwickler Geofrey Knauth und und der Informatik-Professor Gerald Sussman der FSF seit langen Jahren verbunden.

Bereits im letzten Jahr kam Henri Poole in den FSF-Vorstand, der ehemalige CEO von Mandrakesoft, der jetzt ein Consulting-Unternehmen betreibt. (Ulrich Wolf)

Lawrence Lessig gilt als führender Experte für Computerrecht.