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Chemnitzer Linux-Tag 2004

Wieder Zuwachs im Osten

Daniel Molkentin

Wie gewohnt perfekt organisiert, fast 50 Prozent mehr Besucher und überfüllte Vortragssäle: Die Veranstalter des Chemnitzer Linux-Tages haben allen Grund, um mit sich zufrieden zu sein.

Abbildung 1: Beim Chemnitzer Linux-Tag konnten sich auch ganz kleine Projekte wie die Linux-basierte Wetterstation (drittes Bild von links) auf einem Stand präsentieren. Vorträge von den parallel stattfindenden Wilhelmshavener Linux-Infotagen wurden live per Videokonferenz übertragen (rechts).

Mit 2500 Besuchern war der Chemnitzer Linux-Tag 2004 die zweitgrößte von der Community getragene Veranstaltung dieser Art. "Letztes Jahr kamen 1800 Besucher. Wir sind stolz auf diesen Zuwachs - auch wenn die Plätze manchmal knapp wurden", freute sich Ralph Sonntag vom Organisationsteam. Die Orangerie, so der Spitzname für das neue Hörsaalgebäude der TU Chemnitz, drohte am 6. und 7. März zeitweise aus allen Nähten zu platzen.

Volle Säle

Reiner Klaproths LDAP-Vortrag musste kurzfristig in einen größeren Hörsaal verlegt werden. Technische Themen standen im Mittelpunkt der meisten Vorträge, aber auch rechtliche und soziale Aspekte kamen zur Sprache. So beleuchtete Olaf Koglin das digitale Urheberrecht und Jakob Voß stellte die freie Enzyklopädie Wikipedia vor. Folien sowie Audio-Aufzeichnungen der Vorträge sollen in Kürze zur Verfügung stehen: [http://www.tu-chemnitz.de/linux/tag/ 2004/]

Erstmalig wurden Vorträge per Videokonferenz mit den gleichzeitig stattfindenden Wilhelmshavener Linux-Informationstagen ausgetauscht. In Chemnitz referierte Klaus Thomas von Cisco über "Security in Campus-Netzen", während im Gegenzug Christian Stimming in Wilhelmshaven mit seinem Vortrag über Online-Banking mit HBCI und Gnucash in Chemnitz auf der Konferenz-Leinwand zu sehen war.

Leider verpasste Volkmar Reiss, Business Director of Sales bei Novell, in seiner Keynote die Chance, die anwesende Open-Source-Gemeinde von den Plänen und Motiven seiner Firma bezüglich ihrer Linux-Strategie zu überzeugen. Sein Vortrag war eher eine Verkaufspräsentation für die "Novell One"-Strategie.

In der "Praxis Dr. Tux" konnten Linux-Nutzer ihre PCs zur Behandlung vorstellen. Besonders interessante Problemfälle erörterte das dort tagende Expertenforum öffentlich. Außerdem waren schon im Eingangsbereich Helfer postiert, die Linux-Neulingen beim Einstieg unter die Arme greifen konnten. Wie bereits in den Vorjahren gab es auch wieder die Roboterecke der Robotik-AG sowie das Spielzimmer für die Kinder der Gäste. Auf einer PGP/GnuPG-Signierparty hatten die Besucher Gelegenheit, ihr Web of Trust zu erweitern.

Forum für die Kleinen

Zwischen den Ständen bekannter Projekte wie KDE, Gnome, Debian oder PostgreSQL fanden sich kleinere Stände diesmal im Rahmen des Open-Source- Support-Projekts (OSSP). "Damit sollen kleinere und unbekanntere Open-Source-Projekte eine Möglichkeit zur Präsentation erhalten", erklärte Initiatorin Patricia Döring das Konzept.

Der Linux-Tag diente diesmal außerdem auch als Plattform für ein Treffen des KDE-PIM-Teams mit den Machern von E-Groupware, Open Groupware und Exchange4linux, um Interoperabilität mit dem KDE-Groupware-Client Kontact zu schaffen. Die viel versprechenden Ergebnisse waren am Sonntag bereits Inhalt eines Vortrags.

Unkompliziert und International

Wer Camping Feeling nicht scheute, konnte für fünf Euro seinen Schlafsack in einer von zwei Turnhallen ausrollen - Frühstück inklusive. Einige LUGs hatten Busse oder andere Anfahrtsmöglichkeiten für Gruppen organisiert. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass Gäste aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und anderen europäischen Ländern angereist waren. "Ich bin fasziniert von der hohen Professionalität, mit der diese Veranstaltung betrieben wird", zeigte sich ein Besucher erstaunt. Für viele Community-Mitglieder lautet das Fazit daher auch ganz einfach: "Wir kommen wieder!" (uwo)