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Übernehmen und geben

Jan Kleinert, Chefredakteur

Der folgende Satz wurde schon überall gedruckt und kommt zu spät, um eine News zu sein: Novell kauft SuSE. Mindestens die SuSE-Aktionäre dürfte die Übernahme nachhaltig freuen - sie bekommen ordentlich Bares. Dass sie für ihre (nicht börsennotierten) Papiere je einen müden Cent sehen würden, galt nicht immer als selbstverständlich. Dem Vernehmen nach war es mehrfach in den letzten Jahren um die Kapitalausstattung schlecht bestellt. Anders als Red Hat hatte die "SuSE AG" den richtigen Zeitpunkt für einen Börsengang versiebt.

Die meisten SuSE-Anteilscheine hielten Risikokapital-Gesellschaften, die jetzt nicht nur billig, sondern mit Gewinnen aus der Linux-Nummer rauskommen. Es steht zu hoffen, dass dieser Vorgang mehr Venture-Capital-Firmen bewusst macht: Investments in Open-Source-Firmen mit stimmiger Geschäftsidee können lohnen!

Vertrieblich profitieren die SuSE-Produkte und -Dienstleistungen ganz sicher von der Übernahme. Novell verfügt in den USA sowieso und im Rest der Welt auch über ein ebenso eingespieltes wie dichtes Vertriebsnetz (96 Büros in 37 Ländern). Legendär dagegen die kostspieligen Versuche der Nürnberger international Fuß zu fassen. Enthusiasmus und ein grüner Lurch als Wappentier (ich hatte Mathe und nicht Biologie im Leistungskurs) hatten da nicht gereicht.

Ob Novell sein nun reichhaltiges Linux-Portfolio zum eigenen Vorteil und zugleich zu dem der freien Software zu nutzen versteht, kann und wird erst die Zukunft zeigen. Eines ist schon jetzt klar: Das Kräftemessen mit Red Hat in den USA wird spannender. Nur wenige Tage vor dem Bekanntwerden des Novell-Deals hatte Red Hats International-Präsident auf meine hartnäckige Nachfrage noch erklärt, dass SuSE für seine Firma kein echter Konkurrent sei. Das dürfte sich geändert haben.

Und noch was in eigener Sache, weil es gerade so schön passt: Liebes SuSE-Marketing, gern und oft schreiben wir über eure Firma und deren Produkte - und das bleibt auch so. Das einzig Blöde ist - wir müssen dabei immer den Namen eurer Firma schreiben. Denn dessen Schreibweise ist weder einfach zu merken noch Duden-konform: Über die Jahre wechseln Groß- zu Kleinbuchstaben einander lustig ab. Besonders ansprechend fanden wir damals die Variante mit den vielen Punkten zwischen den Buchstaben - eine echte typografische Meisterleistung. Aktuell scheint es so zu sein, dass "SUSE" (von eurer Seite) das einzig Wahre ist. Kurz und gut, das Linux-Magazin klinkt sich genau jetzt für immer aus eurer wirren Corporate Identity und schreibt den Regeln entsprechend "Suse", liebe Suse.